JU für Krisenmanagement 1996

11.03.2021

Politik vor Ort, das muss nicht immer nur Kommunalpolitik sein. Und auch jenseits der aktuellen Tagespolitik sind interessante und gute Veranstaltungen möglich. Das bewies die Junge Union Dörverden einmal mehr im Frühjahr 1996: Mit Referent Klaus Liebetanz wagte sich die JU mit Erfolg an das Thema „internationales Krisenmanagement".

Über die Veranstaltung berichtete die Verdener-Aller-Zeitung im April 1996 ausführlich:

„Barme. „Humanitäre Hilfe, die erst beginnt, wenn das Fernsehen das namenlose Elend mit Leichenbergen in die abendlichen Stuben der Deutschen bringt, kommt zu spät. Deshalb brauchen wir ein internationales Krisenmanagement, um schneller als bisher reagieren zu können!" In dieser Forderung waren sich die JU Dörverden und Referent Klaus Liebetanz auf einer Veranstaltung in Barme einig. Die JU hatte Major a. D. Liebetanz eingeladen, um sich über Vorsorge und Schadensbegrenzung gegen Katastrophen und Konflikte zu informieren.

Der Referent, der seit Jahren in diesem Bereich engagiert ist, begann mit einem Videofilm über die Großsimulation eines starken Erdbebens. Bei dieser ‚Exercise 93‘ wirkten mehr als 40 internationale Hilfsorganisationen mit. Die Steuerung der Einsatzkräfte durch ein ‚humanitäres Lagezentrum‘ hat sich hier bewährt, weil eine abgestimmte und gemeinsame Leitung die bestmögliche Koordination bringe. „Ein solches Lagezentrum hilft Leben zu retten, weil es schnell und geordnet reagiert" erläuterte Liebetanz.

Anschließend ging Liebetanz auf die unterschiedlichen Katastrophenarten ein. Mehr als zwei Drittel aller weltweiten Katastrophen seien politisch-militärischer Art bwz. Ursprungs. Durch den Wegfall des Ost-West-Gegensatzes haben diese Konflikte durch Bürgerkriege, bewaffnete Aufstände und Nationalitätenkonflikte zugenommen. Vulkanausbrüche, Überschwemmungen, Dürren, Stürme und Erdbeben fasst man als ’natürliche Katastrophen‘ zusammen. Die dritte Gruppe, technische Katastrophen, kommen eher in Industriestaatenvor.

Die Folgen aller verschiedenen Katastrophen seien häufig grenzüberschreitend, manchmal weltweiter Natur. Flüchtlingswellen bedrohen den sozialen Frieden und die finanzielle Leistungsfähigkeit der Zielländer. Angesichts dieser weitreichenden Folgen ist nach Meinung der JU auch deshalb ein internationales Krisenmanagement sinnvoll.

Neben der besseren Schadensbegrenzung sei auch eine verstärkte Vorsorge notwendig. Die Haushaltsmittel für humanitäre Hilfe im Bundesetat sollten deshalb erhöht werden. „Wenn Deutschland in diesem Bereich nur Gelder in der Höhe wie unser kleiner Nachbarstaat Dänemark bereitstellt, zeigt dies den Nachholbedarf der Bundsrepublik", meinte Liebetanz.

Für den Bundeswehr-Einsatz im ehemaligen Jugoslawien wurden kurzfristig Mittel in der dreifachen Höhe des gesamten Haushaltsansatzes „Humanitäre Hilfe" gewährt. Hauptgrund war vielleicht auch die größere Medienwirksamkeit, kritisiert JU-Vorsitzender Adrian Mohr. Der Einsatz in Bosnien war zwr sinnvoll und notwendig, die Politik müsse aber über den Tellerrand der Tagespolitik hinaussehen. Diese Fähigkeit fehle nach Meinung der JU einigen Bonner Strategen."

Die Junge Union nahm die Informationen der Veranstaltung mit Klaus Liebetanz damals zum Anlass, einen Antrag für den folgenden „Niedersachsentag" der JU zu formulieren, in dem neben dem Ausbau der Haushaltsmittel für den Bereich humanitäre Hilfe auch die Schaffung eines humanitären Lagezentrums (unter dem Dach der UNO) zur Bewältigung und Schadensbegrenzung bei Katastrophen gefordert wurde.